Allgemeine Zeitung Mainz - Freitag, 25. Mai 2018: Nachwuchskampagne greift

Verband unterstützt Unternehmen bei Azubi-Suche / "Komplizierte Tarifrunde" erwartet (Von Christiane Stein)

MAINZ. In Rheinland-Pfalz haben im Herbst 139 junge Leute ihre Ausbildung zum Mediengestalter begonnen, 43 weitere zum Medientechnologen Druck. Aus Sicht der Unternehmen durchaus erfreuliche Zahlen: „Wir konnten bereits im zweiten Jahr in Folge die Zahl der Lehrlinge steigern, aktuell um fast zehn Prozent. Das zeigt, dass unsere Nachwuchswerbung greift“, sagt Thomas Gans, der Geschäftsführer des Verbandes Druck und Medien in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Die Kampagne „Gestochen scharf. Perfekt veredelt“ solle Mitglieder dabei unterstützen, gute Auszubildende zu finden. Kleine und mittelständische Unternehmen, und damit auch viele Unternehmen der Druckindustrie, hätten es derzeit nicht leicht, gegen große oder bekanntere Firmen und Konzern mit aufwendigen Rekrutierungskampagnen zu punkten. Dabei rät der Verband, möglichst oft den direkten Kontakt zu Schülern zu suchen: „Die Firmen müssen selbst aktiv werden, zum Beispiel mit einem Tag der offenen Tür oder mit Präsentationen in Abschlussklassen“, sagt Gans. Neben einem Internetauftritt „in der Sprache der Jugendlichen“ habe der Verband für die Betriebe einen Leitfaden zur Nachwuchswerbung erarbeitet, ergänzt Rita Endres-Grimm, die Vorsitzende des Landesverbandes.

Außer dem Fachkräftemangel sind es vor allem die steigenden Rohstoffkosten, die der Branche Kopfzerbrechen bereiten: „Allein bei den Papierpreisen erwarten wir 2018 ein Anstieg von bis zu fünf Prozent“, sagt Gans. Auch die starken Schwankungen bei Aufträgen und Auslastung stelle eine Herausforderung dar. Dennoch seien die meisten Firmen aufgrund der guten Konjunktur für das laufende Jahr optimistisch. 2017 sank der Umsatz der Betriebe in Rheinland-Pfalz (mit 50 und mehr Mitarbeitern) um 2,5 Prozent auf rund 300 Millionen Euro. Bei den Mitarbeitern gab es sogar ein Minus von 4,6 Prozent. Allerdings spiegeln diese Zahlen nur bedingt den Zustand der Branche, da die extrem vielen kleinen Betriebe statistisch nicht erfasst werden.

Wenn es um den Konkurrenzdruck aus dem Internet geht, können diese kleine Firmen laut Gans am besten mit persönlicher Ansprache punkten. Online-Geschäfte seien anonym, in der Druckerei in der Nähe könne der Kunde individuell betreut werden: „Man kann nur hoffen, dass das der Kunde weiterhin schätzt. Denn wenn die kleinen Firmen unserer Branche verschwinden, werden sie nie zurückkommen“, sagt Gans. Für das laufende Jahr erwarteten die Unternehmen in Rheinland-Pfalz stabile bis leicht steigende Umsätze.

Mit Sorge blickt der Geschäftsführer indes auf die „hohen Tarifabschlüsse“ anderer Branchen in den vergangenen Wochen. Gehaltssteigerungen von fünf oder mehr Prozent seien für die Druckereien nicht darstellbar: „Das wird hier nicht verdient“, sagt Gans. Er erwartet eine komplizierte und wohl auch streikintensive Tarifrunde. Denn nicht nur der Entgelttarif laufe zum 31. August aus, die Arbeitgeber hätten zum 30. September auch den Manteltarif gekündigt – „nachdem elf Gespräch über mögliche Reformen mit der zuständigen Gewerkschaft ohne Ergebnis geblieben sind“.
 

zurück
Quelle: iStock